Freitag, 18. Januar 2013


Rezension: Dario Battaglia und Luca Ventura „De Rebus Gladiatoriis”


ISBN: 9788890088018
Seiten: 318
Autoren: Dario Battaglia, Luca Ventura
Verlag: Associazione Ars Dimicandi

Die beiden Autoren sind Mitglieder des Istituto Ars Dimicandi aus Mailand, welches sich der Experimentellen Archäologie widmet. Seit einiger Zeit beschäftigen sie sich auch mit der Bewaffnung der Gladiatoren, testen sie in Kämpfen, welche sie auf verschiedenen Römerfesten in ganz Europa präsentieren. 2002 hat Dario Battaglia bereits sein erstes Buch zu diesem Thema veröffentlicht, „Retiarius vs. Secutor“. Im vorliegenden Band ist Battaglia für den Text verantwortlich, während sich Ventura für die bibliographische Recherche Zuständig zeigt.

Das Buch ist aufgeteilt in eine Einführung und drei Teile sowie einen Anhang bestehend aus drei Kapiteln.

Bereits die Einführung geht sehr ins Detail. Es werden nicht nur gladiatorische Quellen aufgelistet wie z. B. Abbildungen, Literatur und Inschriften und Archäologie, sondern auch die Funde von Gladiatorenknochen aus Ephesos werden genauestens analysiert und die Schlussfolgerungen der österreichischen Archäologen werden diskutiert. Hier findet sich auch die Erwähnung der vierzinkigen Waffe, die in Ephesos gefunden wurde.

Der erste Teil handelt von den Ursprüngen der Gladiatur. Im Gegensatz zu den meisten Wissenschaftlern, die hauptsächlich den Campanisch-Lucanischen und Etruskischen Ursprung erwähnen und bewaffnete Duelle in der Griechischen Welt nur beiläufig streifen, beleuchtet Battaglia die verschiedenen Typen griechischer Agone und ihrer Einflüsse auf den griechischen Teil der Italienischen Halbinsel. Besonders die Campanisch-Lucanischen Städte waren unter griechischem Einfluß, während die Etrusker von den Galliern beeinflusst wurden. Battaglia sieht die Ursprünge der Gladiatur nicht in Beerdigungsspielen sondern in bewaffneten Wettkämpfen freier Bürger.

Der zweite Teil ist der Hauptteil des Buches, der sich mit den verschiedenen Gladiatorentypen beschäftigten, denen jeder sein eigenes Kapitel gewidmet ist. Er fängt mit den ältesten Gattungen wie samnis (Samnit) und gallus (Gallier) an. Battaglia bezieht sich auf viele Fresken und Mosaike, welche angeblich diese Gladiatorentypen zeigen. Diese Arten werden von dem meisten Wissenschaftlern vernachlässigt wegen des angeblichen Fehlens von Beweisen. Battaglia folgt in der Typologie der klassischen und nicht der revidierten von Marcus Junkelmann, sehr wohl in Kenntnis von Junkelmanns Theorien. Er legt detailliert klar, warum er Junkelmann widerspricht. Manchmal scheinen seine Unter-Kategorien zu sehr weit hergeholt und kompliziert. Da fragt man sich, ob die Römer wirklich solch eine detaillierte Unterscheidung gemacht haben. Z. B. teilt er den Thraex in A und B auf und für den Murmillo gibt es sogar drei Unterteilungen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Autoren nimmt sich Battaglia sogar die Zeit seltene Gattungen wie cruppelarius, arbelas/scissor, dimachaerus etc. ausführlich zu beschreiben.

Der dritte Teil widmet sich der Bewaffnung und Rüstung der verschiedenen Gladiatorentypen. Battaglia listet z. B. Schildtypen der Griechen auf, die bei Proto-Gladiatoren zum Einsatz kamen. Außerdem schließt er auch griechische Helme in die Helm-Typologie ein, aber er klassifiziert sie mehr nach Form als nach Herkunft.

Der vierte Teil sind die drei Anhänge: Der erste handelt von Gesten mit der Hand, welcher natürlich die Bedeutung des pollex versus (lat. „umgedrehter Daumen“) erklärt, indem er sich auf antike Bilddarstellungen bezieht, wo diese spezielle Geste zu sehen ist. Außerdem analysiert auch weitere Gesten wie die der Schiedsrichter wie auf antiken Fresken, Mosaiken und Reliefs zu sehen ist.

Der zweite Anhang ist über die Beziehung zwischen Armee und Gladiatoren. Hier reicht sein Blick auch wieder zu den Griechen zurück, bevor er das militärische Training der Jugend bei den Römern betrachtet und zum Schluß das Vorkommen von Gladiatoren in der römischen Armee.

Zum Abschluß gibt es ein paar Zeichnungen von Rekonstruktionen der häufigsten Gladiatorentypen wie z. B. provocatores mit einer Darstellung der Achillia, scutati (Großschildner) und parmulati (Kleinschildner), retiarii und contraretiarii.

Die Bibliographie beinhaltet eine lange liste von Antiken Quellen von Inschriften, Literatur und eher kurz moderne Referenzen. Leider fehlt diesem Buch ein Glossar und auch ein Index.

Vor jedem Kapitel gibt es Abbildungen, die für das jeweilige Kapitel relevant sind. Aber manchmal bezieht sich Battaglia auch auf eine Abbildung eines vorherigen oder nachfolgenden Kapitels. Dank der guten Numerierung sind sie jedoch leicht zu finden. Leider wird die antike Ikonographie wie Fresken, Reliefs, Mosaike, Öllampen, Statuetten, Grabsteine etc. nur als Zeichnung und nicht als Foto wiedergegeben. Manchmal verdeutlicht es die Abbildung aber eher als ein Foto. Leider sind die Fotos der Gladiatoren von Ars Dimicandi nur ins schwarz-weiß, und diese hätten in Farbe besser gewirkt.

Positiv ist, daß alle Quellen genau zitiert und falls in Originalsprache im Text wiedergegeben sind, auch übersetzt wurden. Nur die CIL Inschriften sind mit ihrer entsprechenden CIL Nummer erwähnt und nicht übersetzt.

Da dieses Buch sehr ins Detail geht, ist es sicherlich nicht für den Einsteiger ins Thema Gladiatoren geeignet. Aber selbst wer den Junkelmann gelesen hat, sollte sich auch Battaglias andere Ansichten zum Thema Gladiatoren antun, leider bisher nur auf Italienisch, obwohl eine Übersetzung ins Deutsche und auch Englische angedacht waren.

Hiermit beende ich fürs erste die Serie über Buchvorstellungen. Eine Liste an empfehlenswerter Literatur zum Thema Gladiatoren findet sich auf unserer Website http://www.ludus-nemesis.eu/pdf/LuNem_Literatur_de.pdf Ich habe dort bewußt Bücher ausgelassen, die ich nicht für empfehlenswert halte, wie das von Alan Baker und Michael Grant.

Ich werde demnächst auch mal versuchen, die verschiedenen Gattungen aufzudröseln und die Unterschiede der drei führenden Historikern Marcus Junkelmann, Dario Battaglia und Eric Teyssier aufzuzeigen, denn dies sorgt doch noch für einige Verwirrungen und auch Diskussionen unter Gladiatorendarstellern.

2 Kommentare:

  1. Danke für die Buchvorstellungen. Auch wenn das jetzt wieder so spezifisch ist, dass ich mir die Bücher nicht kaufen würde, fand ich deine Zusammenfassung dennoch sehr interessant.
    Marled

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  2. Hallo Marled, hab erst jetzt den Kommentar entdeckt :-) Vielen Dank für das Lob. Du hast aber recht, diese Bücher sind wirklich nur für denjenigen interessant, der tiefer in die Materie einsteigen will. Als gutes Einsteigerbuch, welches zudem auch noch sehr amüsant, humorvoll geschrieben ist, kann ich nur "Gladiator: Der ultimative Karriereführer" von Philip Matyszak empfehlen.

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