Mittwoch, 5. Juni 2013


Gladiatorische Fan-Artikel


Wir wundern uns sicherlich heutzutage manchmal, was es alles an Fußball-Fan-Artikeln gibt, wobei T-Shirts/Trikots noch das Normalste sind und auch Bettwäsche mit Vereinslogo mittlerweile nichts Außergewöhnliches mehr darstellt.

Aber auch schon die Römer hatten viele Objekte, auf denen sie ihre Vorliebe für gewisse Sportveranstaltungen zum Ausdruck brachten. Mit diesem Blog-Beitrag möchte ich einige Objekte vorstellen, die gladiatorische Motive haben.

Beliebt waren Motive mit Gladiatoren auf Gebrauchsgegenständen, wie z. B. auf der typischen rotglasierten Tonware, terra sigillata genannt. Hier gab es Gladiatoren auf den verschiedensten Gefäßen, z. B. dieser Becher aus Frankreich aus dem 1. Jh. n. Chr., der wahrscheinlich einen hoplomachus gegen einen thraex zeigt. Der hoplomachus kann anhand des Rundschildes identifiziert werden, hat jedoch nicht mehr den typischen Speer in der Hand, sondern nur noch seine Sekundärwaffe, den Dolch. Sein Gegner ist schwer zu erkennen, hat aber zwei hohe Beinschienen, wodurch ein thraex wahrscheinlich ist, auch wenn das Schwert ein gerader gladius statt einer gebogenen sica zu sein scheint.



Noch häufiger als auf Geschirr waren gladiatorische Motive auf Öllampen, dies war der Fan-Artikel schlechthin, wesentlich preiswerter als Tonschüsseln und -becher und zugleich nützlich als Leuchtmittel. Hier ein paar Beispiele aus Köln und London:







Es gab aber auch Öllampen in Form von Gladiatorenhelmen. Das grünlasierte Modell aus London ist in Form eines Thraex-Helms, das tönerne Modell aus Straubing in Form eines Murmillo-Helms:



Ebenfalls aus Ton waren die sogenannten Pilgerflaschen, von denen es ebenfalls aus Köln und London Exemplare mit Gladiatoren gibt:




Reiner Nippes hingegen waren Bronzestatuetten, von denen es aber auch welche mit den verschiedensten Gladiatorentypen gab, ebenfalls von verschiedensten Fundorten:






Noch extravaganter war ein Secutor-Helm aus Glas, wie man ihn im British Museum in London sehen kann:



Höchstwahrscheinlich haben sich die Veranstalter von Gladiatorenkämpfen ein Denkmal gesetzt, indem sie ihre Häuser mit Fresken oder Mosaiken verschönerten, die Szenen aus dem munus zeigten, den sie ausgerichtet haben. Ein schönes Beispiel ist das Mosaik von Nennig. Der hier gezeigte Ausschnitt zeigt den Kampf eines secutor gegen einen retiarius unter Aufsicht des summa rudis (Schiedsrichter).



Oder der editor (Ausrichter/Veranstalter der Spiele) setzte sich am Ort des Geschehens mittels Inschrift ein Denkmal, wie es der duumvir (Bürgermeister) von Pompeii im dortigen Amphitheater getan hat.



Auch das schon bereits vorgestellte Relief von Amazone und Achillia aus Halicarnassos dient der Selbstbeweihräucherung, entweder des lanistas (Inhaber einer Gladiatorenschule), der zwei so gute Kämpferinnen in seiner Schule hatte, dass sie unentschieden gekämpft haben, oder des editors, der sich damit rühmt, einen so spannenden Kampf noch dazu von zwei Frauen präsentiert zu haben. Leider gab der Fundumstand keinen Aufschluß darüber. (Und heute werden Pokale in die Vitrine gestellt, um den Erfolg eines Vereins zu zeigen und verdiente ehemalige Spieler werden mit einem überdimensionierten Fuß vor dem Stadion verehrt ;-) )