Rezension: Dario Battaglia und Luca Ventura „De Rebus Gladiatoriis”
ISBN: 9788890088018
Seiten: 318
Autoren: Dario Battaglia, Luca Ventura
Verlag: Associazione Ars Dimicandi
Die beiden Autoren sind
Mitglieder des Istituto Ars Dimicandi aus Mailand, welches sich der
Experimentellen Archäologie widmet. Seit einiger Zeit beschäftigen sie sich
auch mit der Bewaffnung der Gladiatoren, testen sie in Kämpfen, welche sie auf
verschiedenen Römerfesten in ganz Europa präsentieren. 2002 hat Dario Battaglia
bereits sein erstes Buch zu diesem Thema veröffentlicht, „Retiarius vs.
Secutor“. Im vorliegenden Band ist Battaglia für den Text verantwortlich,
während sich Ventura für die bibliographische Recherche Zuständig zeigt.
Das Buch ist aufgeteilt in
eine Einführung und drei Teile sowie einen Anhang bestehend aus drei Kapiteln.
Bereits die Einführung geht
sehr ins Detail. Es werden nicht nur gladiatorische Quellen aufgelistet wie z.
B. Abbildungen, Literatur und Inschriften und Archäologie, sondern auch die
Funde von Gladiatorenknochen aus Ephesos werden genauestens analysiert und die
Schlussfolgerungen der österreichischen Archäologen werden diskutiert. Hier
findet sich auch die Erwähnung der vierzinkigen Waffe, die in Ephesos gefunden
wurde.
Der erste Teil handelt von
den Ursprüngen der Gladiatur. Im Gegensatz zu den meisten Wissenschaftlern, die
hauptsächlich den Campanisch-Lucanischen und Etruskischen Ursprung erwähnen und
bewaffnete Duelle in der Griechischen Welt nur beiläufig streifen, beleuchtet
Battaglia die verschiedenen Typen griechischer Agone und ihrer Einflüsse auf
den griechischen Teil der Italienischen Halbinsel. Besonders die
Campanisch-Lucanischen Städte waren unter griechischem Einfluß, während die
Etrusker von den Galliern beeinflusst wurden. Battaglia sieht die Ursprünge der
Gladiatur nicht in Beerdigungsspielen sondern in bewaffneten Wettkämpfen freier
Bürger.
Der zweite Teil ist der
Hauptteil des Buches, der sich mit den verschiedenen Gladiatorentypen
beschäftigten, denen jeder sein eigenes Kapitel gewidmet ist. Er fängt mit den
ältesten Gattungen wie samnis (Samnit) und gallus (Gallier) an.
Battaglia bezieht sich auf viele Fresken und Mosaike, welche angeblich diese
Gladiatorentypen zeigen. Diese Arten werden von dem meisten Wissenschaftlern
vernachlässigt wegen des angeblichen Fehlens von Beweisen. Battaglia folgt in
der Typologie der klassischen und nicht der revidierten von Marcus Junkelmann,
sehr wohl in Kenntnis von Junkelmanns Theorien. Er legt detailliert klar, warum
er Junkelmann widerspricht. Manchmal scheinen seine Unter-Kategorien zu sehr
weit hergeholt und kompliziert. Da fragt man sich, ob die Römer wirklich solch
eine detaillierte Unterscheidung gemacht haben. Z. B. teilt er den Thraex in A
und B auf und für den Murmillo gibt es sogar drei Unterteilungen. Im Gegensatz
zu den meisten anderen Autoren nimmt sich Battaglia sogar die Zeit seltene
Gattungen wie cruppelarius, arbelas/scissor, dimachaerus
etc. ausführlich zu beschreiben.
Der dritte Teil widmet sich
der Bewaffnung und Rüstung der verschiedenen Gladiatorentypen. Battaglia listet
z. B. Schildtypen der Griechen auf, die bei Proto-Gladiatoren zum Einsatz
kamen. Außerdem schließt er auch griechische Helme in die Helm-Typologie ein,
aber er klassifiziert sie mehr nach Form als nach Herkunft.
Der vierte Teil sind die drei
Anhänge: Der erste handelt von Gesten mit der Hand, welcher natürlich die
Bedeutung des pollex versus (lat. „umgedrehter Daumen“) erklärt, indem er sich
auf antike Bilddarstellungen bezieht, wo diese spezielle Geste zu sehen ist.
Außerdem analysiert auch weitere Gesten wie die der Schiedsrichter wie auf
antiken Fresken, Mosaiken und Reliefs zu sehen ist.
Der zweite Anhang ist über
die Beziehung zwischen Armee und Gladiatoren. Hier reicht sein Blick auch
wieder zu den Griechen zurück, bevor er das militärische Training der Jugend
bei den Römern betrachtet und zum Schluß das Vorkommen von Gladiatoren in der
römischen Armee.
Zum Abschluß gibt es ein paar
Zeichnungen von Rekonstruktionen der häufigsten Gladiatorentypen wie z. B. provocatores
mit einer Darstellung der Achillia, scutati (Großschildner) und parmulati
(Kleinschildner), retiarii und contraretiarii.
Die Bibliographie
beinhaltet eine lange liste von Antiken Quellen von Inschriften, Literatur und
eher kurz moderne Referenzen. Leider fehlt diesem Buch ein Glossar und auch ein
Index.
Vor jedem Kapitel gibt
es Abbildungen, die für das jeweilige Kapitel relevant sind. Aber manchmal
bezieht sich Battaglia auch auf eine Abbildung eines vorherigen oder
nachfolgenden Kapitels. Dank der guten Numerierung sind sie jedoch leicht zu
finden. Leider wird die antike Ikonographie wie Fresken, Reliefs, Mosaike,
Öllampen, Statuetten, Grabsteine etc. nur als Zeichnung und nicht als Foto
wiedergegeben. Manchmal verdeutlicht es die Abbildung aber eher als ein Foto.
Leider sind die Fotos der Gladiatoren von Ars Dimicandi nur ins schwarz-weiß,
und diese hätten in Farbe besser gewirkt.
Positiv ist, daß alle Quellen
genau zitiert und falls in Originalsprache im Text wiedergegeben sind, auch
übersetzt wurden. Nur die CIL Inschriften sind mit ihrer entsprechenden CIL
Nummer erwähnt und nicht übersetzt.
Da dieses Buch sehr ins
Detail geht, ist es sicherlich nicht für den Einsteiger ins Thema Gladiatoren
geeignet. Aber selbst wer den Junkelmann gelesen hat, sollte sich auch
Battaglias andere Ansichten zum Thema Gladiatoren antun, leider bisher nur auf
Italienisch, obwohl eine Übersetzung ins Deutsche und auch Englische angedacht
waren.
Hiermit beende ich fürs erste
die Serie über Buchvorstellungen. Eine Liste an empfehlenswerter Literatur zum
Thema Gladiatoren findet sich auf unserer Website http://www.ludus-nemesis.eu/pdf/LuNem_Literatur_de.pdf
Ich habe dort bewußt Bücher ausgelassen, die ich nicht für empfehlenswert
halte, wie das von Alan Baker und Michael Grant.
Ich werde demnächst auch mal
versuchen, die verschiedenen Gattungen aufzudröseln und die Unterschiede der
drei führenden Historikern Marcus Junkelmann, Dario Battaglia und Eric Teyssier
aufzuzeigen, denn dies sorgt doch noch für einige Verwirrungen und auch
Diskussionen unter Gladiatorendarstellern.
Danke für die Buchvorstellungen. Auch wenn das jetzt wieder so spezifisch ist, dass ich mir die Bücher nicht kaufen würde, fand ich deine Zusammenfassung dennoch sehr interessant.
AntwortenLöschenMarled
Hallo Marled, hab erst jetzt den Kommentar entdeckt :-) Vielen Dank für das Lob. Du hast aber recht, diese Bücher sind wirklich nur für denjenigen interessant, der tiefer in die Materie einsteigen will. Als gutes Einsteigerbuch, welches zudem auch noch sehr amüsant, humorvoll geschrieben ist, kann ich nur "Gladiator: Der ultimative Karriereführer" von Philip Matyszak empfehlen.
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