Es gibt das berühmte Relief (siehe das Bild hier) von Amazone und Achillia, welches in
Halicarnassos (heute Bodrum in der Türkei) gefunden wurde und jetzt im
British Museum steht und die einzige gesichterte Abbildung von zwei gladiatrices ist.
Hier meine Zusammenfassung des
Artikels von der Harvard-Professorin Kathleen Coleman:
Kathleen Coleman – Missio at Halicarnassus
(in: Harvard Studies in Classical Philology, Volume 100, 2000)
Zusammenfassung:
Mitte des 19. Jh. wurde dem British Museum ein Reliefstein übergeben.
Dieser Stein hat die Maße von ca. 65 cm Höhe und 79 cm Breite. Auf
diesem Relief ist die einmalige Darstellung weiblicher Gladiatoren zu
sehen. Ihre „Kampfnamen“, die sie genauso hatten wie ihre männlichen
Kollegen, sind unten auf dem Relief mit „Amazon“ und „Achillia“
wiedergegeben. Die beiden Kombattantinnen stehen sich gegenüber und sind
ähnlich ausgestattet. Beide tragen das subligaculum, Beinschienen und
einen Armschutz. Beide tragen einen gewölbten länglichen Schild. Sie
sind barbusig und die Köpfe sind unbedeckt.
Über den beiden Frauen steht auf griechisch, was auf lateinisch missae
sunt bedeutet. D. h. beide wurden für diesen Kampf aus der Arena
entlassen, ohne das eine Entscheidung gefallen war, sie haben also
unentschieden gekämpft. Da sie beide auf diesem Relief sich
gegenüberstehen, kann man davon ausgehen, dass sich das stantes missi
auf diesen Kampf bezieht, bei dem sich die beiden gegenübergestanden
haben.
Bemerkenswert ist, dass die beiden Frauen ohne Helme auf dem Kopf
tragend dargestellt sind. Neben jeder Frau sind je ein rundes Objekt
dargestellt, welches als Helm interpretiert werden kann. Deutlich sind
das Visier, der Nackenschutz und die Krempe erkennbar. Dass diese Helme
keinen Kamm mit Helmbusch haben, muss nichts außergewöhnliches sein,
denn Gladiatorenhelme konnten die verschiedensten Formen und
Verzierungen haben, so gab es sehr wohl Helme ohne Kamm.
Warum aber liegen die Helme nun daneben? Es gab zwei Möglichkeiten, die
missio zu erreichen. Entweder rief das Publikum danach und der editor
signalisierte dem summa rudis die beiden Kämpfer mittels seines Stabes
zu trennen, oder der aufgebenden Gladiator legte eine Waffe ab, was auch
durchaus ein Helm sein konnte, wie auf einem Graffiti aus Pompeji zu
sehen ist.
Dadurch, dass beide Frauen ihre Helme abgelegt haben, akzeptierten
beide, dass es keine Siegerin gibt, und dass sie auf dem Relief in
Kampfstellung dargestellt sind, weist darauf hin, dass es sich bei
diesen beiden um eine Kampfpaarung handelte.
Warum wurde dieses Relief geschaffen und wo stand es ursprünglich und
was sagt es über die Einstellung zu weiblichen Gladiatoren? Sein
ursprünglicher Aufstellungsort ist unbekannt, aber es ist kein Grabmal.
Man nimmt an, dass der Sponsor der Spiele dieses Relief in Auftrag gab,
um diesem besonderen Ereignisses eines unentschiedenen Kampfes zu
würdigen. Dagegen spricht, dass aber sein Name nirgends genannt ist, es
sei denn dieses Relief war Teil einer ganzen Serie. Meistens gedachten
die Sponsoren aber der Spiele durch Mosaike.
Eine andere Möglichkeit war, dass das Relief in dem ludus stand, wo
Amazon und Achillia trainierten, als Ehrung für diesen ungewöhnlichen
Ausgang des Kampfes. Cassio Dios Anerkennung der Frauen, die bei Weihung
des Flavischen Amphitheaters legt Nahe, dass weibliche Teilenahme
toleriert wurde, so lange sie nicht die oberen Klassen betraf. Kaiser
Septimius Severus verbannte weibliche Gladiatoren aus der Arena, aber
hauptsächlich, weil Damen der oberen Klasse durch ihren Arenaauftritt
Schimpf und Schande über ihre ganze Klasse brachten. Der Bann wurde aber
wohl nicht überall eingehalten.
Aufgrund der Darstellungsweise ihrer Bewaffnung kann angenommen werden,
dass die beiden Frauen einen ernsthaften Gladiatorenkampf bestritten
haben. Unklar ist, ob sie nur für diese eine spezielle Gelegenheit unter
den Namen Amazon und Achillia auftraten oder ob sie regelmäßig unter
diesen Namen kämpften. Die Namen entsprachen jedenfalls der Vorliebe der
Römer für griechische Mythologie, denn Achilles besiegte die
Amazonenkönigin Penthesilea. Da in diesem Kampf sich jedoch zwei Frauen
gegenüberstanden, war das Unentschieden für diese Gelegenheit ein
passender Umstand im Gegensatz des Mythos.
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