Sonntag, 21. August 2016

Besuch der Ausstellung „GLADIATOR – Colosseums Helte“ (Helden des Colosseums)



Im Moesgaard Museum bei Aarhus läuft noch bis zum 11.09.2016 die Gladiatoren-Ausstellung, die Epona und ich besucht haben. Nach dem doch enttäuschenden Besuch der Ausstellung in Frankfurt, hatte ich anfangs Zweifel, ob es womöglich die gleiche Ausstellung ist. Aber als ich im März die dänischen Römer besucht hatte, die mir erzählten, dass diese Ausstellung wirklich groß ist und eben sehr viele Ausstellungsstücke beherbergt, habe ich mich entschlossen nach Aarhus zu fahren.

Und sie hatten nicht gelogen: In der Ausstellung werden Stücke aus der ganzen römischen Welt gezeigt, unter anderem auch viele Objekte aus Pompeii wie zwei Thraex-Helme, der Provocator-Helm mit der Reparatur-Lunula, ein Murmillo- und ein Secutor-Helm sowie ein paar Thraex-/Hoplomachus-Beinschienen. Aber es gab auch viele Reliefs zu sehen, die ich „live“ noch nie gesehen hatte, sondern bisher nur aus dem Junkelmann kannte.







Es gab aber nicht nur gladiatorische Objekte zu sehen, sondern eingeleitet wurde die Ausstellung mit Militär und Sklaven, zu Verdeutlichung woher sich Gladiatoren u.a. rekrutierten, nämlich Kriegsgefangene.

Der erste Hauptraum der Ausstellung vermittelte den Eindruck, als ob der Besucher Zuschauer im Colosseum ist, denn auf der Längswand lief ein Film mit Gladiatorenkämpfen und computergenerierten Zuschauern im Hintergrund. Allerdings wirkten diese Kämpfe choreographiert und nach dem was mir die Dänen erzählt hatten, handelte es sich um Schauspieler, die die Ausrüstung der dänischen Gladiatoren bekommen hatten. Allerdings wirkten die Szenen sehr unrealistisch, denn auf einmal Sprang bei einem Gefecht ein Löwe in die Szene, was doch sehr an den Film „Gladiator“ erinnerte. Dann gab es ein Gefecht von fünf Kelten gegen drei Legionäre, was so in einer Arena auch nie stattgefunden hat.

Aber der Raum enthielt auch das Relief vom Stabianer Tor, wo im oberen Register eine Pompa gezeigt wird


Und darunter verschiedene Kampfpaarungen nach ihren Kämpfen, so dass zu erkennen ist wie sie ausgegangen sind, wie hier zwei Provocatores, wo der Rechte sich niedergekniet hat und aufgibt:




Oder Thraex gegen Hoplomachus:









Es hab auch Gladiatorenfiguren, die teilweise sehr seltsame Ausrüstungsgegenstände hatten. Aber auch ein paar Filmchen, wo ein paar Kampfszenen zu sehen waren.

Der dahinter anschließende Raum bot weniger Filme (nur der von Fabian Kanz über die Ernährung der Gladiatoren war auch hier zu sehen) und andere animierte Sachen, sondern konzentrierte sich auf Ausstellungsstücke, wie die eingangs vorgestellten Ausrüstungsteile aus Pompeii. Aber hier gab es weitere schöne Reliefs zu sehen, nur das von Amazon und Achillia war nicht im Original zu sehen sondern nur als Druck in Originalgröße. Warum, weiß ich nicht. (Kann aber nicht am Brexit gelegen haben, denn die Entscheidung der Briten fiel erst nach Ausstellungseröffnung. ;-) )

Hier konnte ich aber endlich das Relief von den Provocatores aus dem 1. Jh. v. Chr. sehen, welches ich bei meinem letzten Rombesuch vergeblich in den Thermen des Diocletian gesucht hatte. Es zeigt die Gladiatoren noch mit offenem Visier, die Helme haben also nur Wangenklappen wie bei den Legionären:






Für die Romantiker unter uns dürfte dieser Grabstein aus dem 2. Jh. n. Chr. des Murmillo Quintu Sossius Albius interessant sein, der testamentarisch verfügte, dass bei seinem Tod seine Sklavin Sossia Lusta freigelassen wird. Aus Dankbarkeit hat sie ihm diesen Grabstein mit entsprechender Inschrift in seiner Heimatstadt Aquileia errichtet.




Es gab aber auch die unvermeidlichen Fan-Artikel neben Öllampen diesen wunderschönen Becher:




Es gab aber auch eine Vitrine mit nicht unbedingt gladiatorischen Gegenständen aber mit Luxusgütern aus Pompeii wie u.a. dieser schöne Handspiegel, der am Griff mit Keule und dem Klauen des Nemeischen Löwen verziert ist, welches Attribute des Halbgottes Hercules sind:







Diesen Spiegel hatte ich schon in Halle in der Pompeii-Ausstellung gesehen. Ein großes Plus der Ausstellung in Moesgaard war, dass Fotografieren erlaubt war.

Im Großen und Ganzen ist diese Ausstellung sehr sehenswert, wenn ein bisschen getrübt, dass neben diesen seltsamen Filmen im ersten großen Raum auch einige der Texte nicht auf dem aktuellsten Stand waren: so wurden Frauen immer noch gegen Zwerge gepaart und die Helme und Beinschienen aus Pompeii als Paraderüstungen angesehen. Herausragend ist jedoch die Präsentation der Artefakte, die eben vom typischen Vitrinenmuseum weggeht, sondern versucht durch die Raumgestaltung sie in ihren ursprünglichen Zusammenhang einzubetten. Dieses Konzept zieht sich durch das gesamte Museum, also auch durch die Dauerausstellungen, die von der Bronze- bis zur Wikingerzeit reichen. Also auch ohne Gladiatoren-Sonderausstellung ist das Moesgaard-Museum eine Reise wert.

Hier die Information zu der Sonderausstellung:
http://www.moesgaardmuseum.dk/en/special-exhibitions/gladiator-heroes-of-the-colosseum/




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