Im Moesgaard Museum bei Aarhus
läuft noch bis zum 11.09.2016 die Gladiatoren-Ausstellung, die Epona und ich
besucht haben. Nach dem doch enttäuschenden Besuch der Ausstellung in
Frankfurt, hatte ich anfangs Zweifel, ob es womöglich die gleiche Ausstellung
ist. Aber als ich im März die dänischen Römer besucht hatte, die mir erzählten,
dass diese Ausstellung wirklich groß ist und eben sehr viele Ausstellungsstücke
beherbergt, habe ich mich entschlossen nach Aarhus zu fahren.
Und sie hatten nicht gelogen: In der Ausstellung werden Stücke aus der ganzen römischen Welt gezeigt, unter anderem auch viele Objekte aus Pompeii wie zwei Thraex-Helme, der Provocator-Helm mit der Reparatur-Lunula, ein Murmillo- und ein Secutor-Helm sowie ein paar Thraex-/Hoplomachus-Beinschienen. Aber es gab auch viele Reliefs zu sehen, die ich „live“ noch nie gesehen hatte, sondern bisher nur aus dem Junkelmann kannte.
Es gab aber nicht nur
gladiatorische Objekte zu sehen, sondern eingeleitet wurde die Ausstellung mit
Militär und Sklaven, zu Verdeutlichung woher sich Gladiatoren u.a.
rekrutierten, nämlich Kriegsgefangene.
Der erste Hauptraum der Ausstellung vermittelte den Eindruck, als ob der Besucher Zuschauer im Colosseum ist, denn auf der Längswand lief ein Film mit Gladiatorenkämpfen und computergenerierten Zuschauern im Hintergrund. Allerdings wirkten diese Kämpfe choreographiert und nach dem was mir die Dänen erzählt hatten, handelte es sich um Schauspieler, die die Ausrüstung der dänischen Gladiatoren bekommen hatten. Allerdings wirkten die Szenen sehr unrealistisch, denn auf einmal Sprang bei einem Gefecht ein Löwe in die Szene, was doch sehr an den Film „Gladiator“ erinnerte. Dann gab es ein Gefecht von fünf Kelten gegen drei Legionäre, was so in einer Arena auch nie stattgefunden hat.
Aber der Raum enthielt auch das Relief vom Stabianer Tor, wo im oberen Register eine Pompa gezeigt wird
Und darunter verschiedene
Kampfpaarungen nach ihren Kämpfen, so dass zu erkennen ist wie sie ausgegangen
sind, wie hier zwei Provocatores, wo der Rechte sich niedergekniet hat und
aufgibt:
Oder Thraex gegen Hoplomachus:
Es hab auch Gladiatorenfiguren, die
teilweise sehr seltsame Ausrüstungsgegenstände hatten. Aber auch ein paar
Filmchen, wo ein paar Kampfszenen zu sehen waren.
Der dahinter anschließende Raum bot
weniger Filme (nur der von Fabian Kanz über die Ernährung der Gladiatoren war
auch hier zu sehen) und andere animierte Sachen, sondern konzentrierte sich auf
Ausstellungsstücke, wie die eingangs vorgestellten Ausrüstungsteile aus
Pompeii. Aber hier gab es weitere schöne Reliefs zu sehen, nur das von Amazon
und Achillia war nicht im Original zu sehen sondern nur als Druck in
Originalgröße. Warum, weiß ich nicht. (Kann aber nicht am Brexit gelegen haben,
denn die Entscheidung der Briten fiel erst nach Ausstellungseröffnung. ;-) )
Hier konnte ich aber endlich das
Relief von den Provocatores aus dem 1. Jh. v. Chr. sehen, welches ich bei
meinem letzten Rombesuch vergeblich in den Thermen des Diocletian gesucht
hatte. Es zeigt die Gladiatoren noch mit offenem Visier, die Helme haben also
nur Wangenklappen wie bei den Legionären:
Für die Romantiker unter uns dürfte
dieser Grabstein aus dem 2. Jh. n. Chr. des Murmillo Quintu Sossius Albius
interessant sein, der testamentarisch verfügte, dass bei seinem Tod seine
Sklavin Sossia Lusta freigelassen wird. Aus Dankbarkeit hat sie ihm diesen
Grabstein mit entsprechender Inschrift in seiner Heimatstadt Aquileia errichtet.
Es gab aber auch die
unvermeidlichen Fan-Artikel neben Öllampen diesen wunderschönen Becher:
Es gab aber auch eine Vitrine mit
nicht unbedingt gladiatorischen Gegenständen aber mit Luxusgütern aus Pompeii
wie u.a. dieser schöne Handspiegel, der am Griff mit Keule und dem Klauen des
Nemeischen Löwen verziert ist, welches Attribute des Halbgottes Hercules sind:
Diesen Spiegel hatte ich schon in
Halle in der Pompeii-Ausstellung gesehen. Ein großes Plus der Ausstellung in
Moesgaard war, dass Fotografieren erlaubt war.
Im Großen und Ganzen ist diese
Ausstellung sehr sehenswert, wenn ein bisschen getrübt, dass neben diesen
seltsamen Filmen im ersten großen Raum auch einige der Texte nicht auf dem
aktuellsten Stand waren: so wurden Frauen immer noch gegen Zwerge gepaart und
die Helme und Beinschienen aus Pompeii als Paraderüstungen angesehen. Herausragend
ist jedoch die Präsentation der Artefakte, die eben vom typischen
Vitrinenmuseum weggeht, sondern versucht durch die Raumgestaltung sie in ihren
ursprünglichen Zusammenhang einzubetten. Dieses Konzept zieht sich durch das
gesamte Museum, also auch durch die Dauerausstellungen, die von der Bronze- bis
zur Wikingerzeit reichen. Also auch ohne Gladiatoren-Sonderausstellung ist das
Moesgaard-Museum eine Reise wert.
Hier die Information zu der
Sonderausstellung:
http://www.moesgaardmuseum.dk/en/special-exhibitions/gladiator-heroes-of-the-colosseum/
http://www.moesgaardmuseum.dk/en/special-exhibitions/gladiator-heroes-of-the-colosseum/
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