Montag, 18. April 2016

Gladiatoren in Carnuntum



Ungefähr 45 km östlich von Vindobona lag die Hauptstadt der Provinz Pannonia Superior, Carnuntum. Und diese Stadt hat aus gladiatorischer Sicht viel zu bieten: Nahe des heutigen Ortes Bad Deutsch-Altenburg befand sich das Legionslager mit dazugehörigen Canabae Legionis. Hierzu gehörte auch ein Amphitheater, welches schon in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. in Holzbauweise errichtet wurde, kurze Zeit später aber schon durch einen ersten Steinbau ersetzt wurde. Ende des 2. Jh. fand nach einem vermutlichen Brand ein Umbau des Amphitheaters statt. Schätzungsweise fasste es 8000 Zuschauer.




Südlich des Westeingangs des Amphitheaters befanden sich drei Räume, die als Nemeseum identifiziert wurden. Die Schicksalsgöttin Nemesis war unter Gladiatoren und Tierkämpfern sehr beliebt, und es finden sich öfter Weihestätten für Nemesis in oder bei Amphitheatern. Auf einer Schautafel sind eine Rekonstruktion des Amphitheaters sowie des Nemeseums zu sehen:



Heute kann man noch einen Weihestein im Amphitheater sehen, der der Nemesis geweiht ist.






Im Ausstellungsbereich beim Amphitheater gab es einige interessante Fundstücke aus der Welt der Gladiatoren zu sehen, so dieses Teil aus dem Visier eines Gladiatorenhelms:





Die üblichen Fan-Artikel dürfen natürlich nicht fehlen, wie z. B. der knöcherne Messergriff in Form eines Secutors:

Sowie Terra Sigillata und Öllampen:
 





Auch die ca. 4 km entfernte Zivilstadt Municipium Aelium Karnuntum konnte selbstverständlich mit einem Amphitheater aufwarten, wie es sich für fast jede große römische Stadt gehörte. Kämpfe im Amphitheater wurden an den Häuserwänden der Zivilstadt angekündigt, ähnlich wie man es aus Pompeii auch kennt. Hier sind ein paar Beispiele dieser Ankündigungen bei den rekonsturierten Häusern:
 


  


Der Aedil Marcus Ulpius Superius richtet Gladiatorenkämpfe in Carnuntum aus an den Kalenden des Juni sowie Tierkämpfe. Außerdem werden auch Sonnensegel gespannt.



Noch einmal der Aedil Marcus Ulpius Superius, der wieder Tierkämpfe und 30 Gladiatorenpaare antreten läßt im Amphitheater zu Carnuntum. Diesmal gibt es zusätzlich zu den gespannten Sonnensegeln auch noch Erfrischungen.




Um den Kaiser Marcus Aurelius Antoninus zu grüßen, werden Gladiatorenkämpfe mit 20 Paaren im Amphitheater zu Carnuntum abgehalten.

Das Amphitheater wurde in der 1. Hälfte des 2. Jh. errichtet und fasste 12.000 Zuschauer.





Überreste von Amphitheatern gibt es viele in Teilen des ehemaligen Römischen Reiches, aber im Jahr 2011 hat man mittels Bodenradar und Magnetfeldmessungen die Überreste einer Gladiatorenschule (ludus) ausfindig machen können. Es ist bisher der einzige Nachweis eines Ludus nördlich der Alpen, obwohl es hier sicherlich mehrere gegeben haben muss. Im Modell stellt man sich den Ludus so vor:



In der Nähe des eigentlichen Standortes hat man auch die Trainingsarena nachgebildet:






 



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