Donnerstag, 30. März 2017

Aquincum – Das Römische Budapest



Die keltischen Eravisker hatten ein Oppidum auf dem heutigen Gellertberg, als die Römer Anfang des 1. Jh. n. Chr. unter Augustus die Donaugrenze sicherten und entlang dieser Kastelle errichteten. Obwohl die Gegend an Rohstoffen arm und die Erzeugnisse der Kelten für den römischen Geschmack zu primitiv waren, lag sie an strategisch wichtiger Stelle. Zuerst wurde das Gebiet durch Hilfstruppenlager gesichert, von denen sich eines im heutigen Stadtteil Albertfalva befand. Erst unter Domitian im Jahre 89 n. Chr. wurde ein Legionslager im heutigen Stadtteil Obuda errichtet. Dieses beherbergte vom 2. bis 4. Jh. n. Chr. die LEG. II ADIVTRIX. Mit den Legionären kamen auch die Handwerker und Kaufleute, die sich um das Lager herum ansiedelten und deren beste Kunden die Soldaten selbst waren.

Romanisierung bedeutete Einführung der römischen Sprache, Kultur, Verwaltung und auch Götterwelt, wobei einheimische Götter mit römischen gleichgesetzt wurden (Interpretatio Romana). Ein wichtiger Bestandteil römischen Lebens, auf den die Legionäre nicht verzichten mussten, war das Bad. So gab es im Lager selbst die Thermae Maiores, deren Überreste noch heute unter der Brücke einer Schnellstraße zu sehen sind.





Neben Xanten und Carnuntum ist Aquincum der einzige bisher bekannte Ort, an dem es zwei Amphitheater gab: eines in der Nähe der Zivilstadt und eines beim Legionslager. Das Militäramphitheater, welches sich an der Kreuzung der heutigen Straßen Lajos út und Nagyszombat út befindet, wurde einer Inschrift zufolge zwischen 145-161 n. Chr. durch die LEG. II ADIVTRIX erbaut zu Ehren des Kaisers Antoninus Pius. Es hatte eine Arena, die größer war als die des Colosseums, und fasste 12.000-13.000 Zuschauer. Wie bei den meisten Amphitheatern so gab es auch hier einen Schrein für die Göttin Nemesis.



Auch in der Zivilstadt, ca. 3 km nördlich des Militärlagers, kamen die Bewohner in den Genuss der Annehmlichkeiten römischen Lebens. So wurde die Stadt mit fließend Wasser mittels eines Aquädukts versorgt. Überreste davon kann man noch auf dem Mittelstreifen der Szentendrei út sehen, parallel zur Bahnstrecke der Vorortbahn.


Aber auch in den Häusern selbst gab es römischen Lebensstandard in Form des Hypocaustums (Fußboden- und Wandheizung).



Ebenso brauchten die Bewohner der Zivilstadt auch nicht auf typisch römische Unterhaltung zu verzichten. Es gab ein Amphitheater nördlich der Stadtmauer gelegen. Es war kleiner als das Militäramphitheater und fasste nur 3.000-4.000 Zuschauer. Im Nemeseum (dem Schrein der Nemesis), welches es auch hier gab, ist ein Weihealtar gefunden worden, der auf das Jahr 162 n. Chr. zu datieren ist. Es ist anzunehmen, dass dieses Amphitheater schon vorher gebaut wurde und somit älter als das beim Militärlager gelegene ist.









Auch in Aquincum hat man gladiatorische Fanartikel gefunden, wie z. B. diesen knöchernen Messergriff in Form eines secutors:



Oder diese sehr hochwertig verarbeitete Fibel, die die Endphase eines Kampfes zwischen secutor und retiarius zeigt, wo der Netzkämpfer aufgibt. Jedes Detail der Ausrüstung ist zu erkennen und einige Teile wie der Helm, das scutum (Schild) und das subligaculum (Lendenschurz) des secutors sind vergoldet.


Und zum Abschluss noch zwei Objekte, die die Verehrung der Nemesis zeigen:
 

Diese Statue der Nemesis-Fortuna, die im Statthalterpalast gefunden wurde, trägt die Züge der Kaiserin Julia Domna, der Frau des Kaisers Septimius Severus. 


Dieser Weihestein ist heutzutage im Lapidarium des Aquincum Museums zu sehen.

Anreise
Vom Flughafen ins Stadtzentrum von Budapest mit Bus 200E bis zur Metrostation „Kőbánya-Kispest“, von da mit der Metrolinie M3 weiter in die Innenstadt.
Ab der Station „Batthyáni tér“ fährt die Vorortbahn HEV Linie 5, mit der man die o.g. beschriebenen Örtlichkeiten gut erreicht.
Das Zivilamphitheater und das Aquincum Museum sind bei der Station „Aquincum“.
Das Militäramphitheater liegt ca. 10 Min. zu Fuß von der Station „Timur út“ entfernt.

Literatur
Póczy, Klara “Aquincum – das römische Budapest”, Mainz am Rhein 2005.
Zsidi, Paula „Archaelogical Monuments from the Roman Period in Budapest – Walks Around Roman Budapest", Budapest 2016.




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